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Der Annapurna Circuit Trek: Wandern im Herzen des Himalaya

Mit wenig Plan, aber voller Abenteuerlust und dem Ziel, Yoga zu praktizieren, reise ich nach Nepal. Nach ein paar Tagen Yoga in der Nähe von Kathmandu und der Erkenntnis, dass ich genau in der Trekkingsaion in Nepal bin, war für mich klar: Ich werde den Annapurna Circuit Trek (ACT) machen.

Atemberaubende Ausblicke entlang des Weges

Die Schönheit des Annapurna-Massivs

Der Annapurna Circuit ist eine ca. 210 Kilometer lange Rundwanderung um das beeindruckende Annapurna-Massiv, das Teil des Himalaya-Gebirges ist. Das Naturschutzgebiet Annapurna Conservation Area in Zentral-Nepal beherbergt diese majestätische Gebirgsgruppe mit Gipfeln über 7.000 Metern Höhe. Der Trek bietet spektakuläre Ausblicke auf berühmte 8.000er wie Manaslu und Dhaulagiri sowie auf zahlreiche andere imposante Gipfel. Die gesamte Trekkingroute erstreckt sich durch verschiedene Klimazonen von subtropisch über gemäßigtes bis zum Hochgebirgsklima und bietet eine Vielfalt an Landschaften und Vegetation.

Die ersten Tage durch subtropische Vegetation

Vorbereitung und Start der Trekkingreise

Nach einer holprigen und langen Busfahrt von Kathmandu nach Pokhara, wo ich noch einige Ausrüstungsgegenstände besorge, führt mich meine Reise zu meinem Startpunkt in Syange (der Trek kann bereits in Besisahar gestartet werden). Trotz der Vorfreude und Aufregung war ich ein wenig besorgt darüber, den Trek alleine zu beginnen. Es stellt sich heraus, dass es Ende der Saison kaum andere Trekker gibt bzw. viele weiter oben erst starten und fast niemand in Syange.

Eine Bootsfahrt am Phewa-See

Die ersten Tage der Einsamkeit

In den ersten Tagen wandere ich fast alleine und genoss die Stille und Abgeschiedenheit der Natur. Aber natürlich mache ich mir auch Gedanken, hier ganz alleine unterwegs zu sein, vor allem in Angesicht der Tatsache in ein paar Tagen auf über 5.000 m zu stehen. Aber ich versuche positiv zu bleiben und die Ruhe zu genießen. Je weiter ich nach oben kommen, desto mehr verändert sich die Vegetation. In den ersten Tagen sehe ich Papageien, Affen und auch mal eine Schlange.

Begegnung mit anderen Trekking-Enthusiasten

Nach einigen Tagen traf ich endlich auf andere Trekker und genoss die Gesellschaft und den Austausch von Erfahrungen. Die Landschaft veränderte sich stetig, und ich war fasziniert von den majestätischen Anblicken des Annapurna-Massivs und anderen beeindruckenden Bergen. Mittlerweile bin ich recht froh, dass ich den Trek am Ende der Saison gehe, alle Teehäuser sind frei und man hat die Qual der Wahl. In der Hochsaison kann schon mal richtig überlaufen hier sein, erzählen Teehaus-Besitzer.

Kunter-bunte lustige Truppe
Akklimatisationstag in Manang auf 3.500 m

Der Abstecher zum atemberaubenden Tilicho-See

Ein Höhepunkt des Treks war der Abstecher zum Tilicho-See (4.919 m), einem der höchstgelegenen Seen der Welt. Der Aufstieg zum Tilicho Base Camp und der Anblick des glitzernden Sees umgeben von schneebedeckten Gipfeln waren unvergessliche Momente. Als ich vom See absteige und wieder im Base Camp ankomme, fängt mein Körper an zu streiken. Mir ist übel, habe Kopfweh und keinen Hunger, fühle mich sehr schwach. Ich habe ein kleines Mental-Breakdown, denke mir ich bekomme bestimmt krasse Höhenkrankheit und kann nicht weg von hier. Nach einem beruhigendem faktenbasiertem Gespräch mit meinem Freund, bin ich wieder mehr davon überzeugt, dass ich die kommende Nacht auf über 4.000 m überleben werden. Guess what: ich lebe immer noch 😉

Ich empfehle jedem diesen Abstecher zum Tilicho See, es sind ca. 2-3 Tage Umweg, die sich lohnen.

Aufstieg zum Tilicho Base Camp
Früh morgens geht es hoch zum Tilicho See auf fast 5.000 m
Der zugefrorene Tilicho-See

Der Höhepunkt: Der Thorong La Pass (5.416 m)

Der Höhepunkt des Annapurna Circuit Treks war zweifellos die Überquerung des Thorong La Passes auf 5.416 Metern Höhe. Die Nacht vor dem Pass habe ich im Thorong La Pass Base Camp auf ca. 4.500 m verbracht. Es sind noch ca. 900 hm bis zum Pass, auf dieser Höhe echt anspruchsvoll. Man startet früh, denn ab Mittag setzen starken Winde ein und man will davor den Pass queren. Der Weg ist leicht und ich setze ganz langsam einen Schritt vor den anderen.

Der stolze Moment, den Pass zu erreichen und die atemberaubende Aussicht zu genießen, war es wert. Es gibt dort oben ein Teehaus. Der Honey-Ginger-Lemon Tee und ein Snickers sind mein kulinarisches Highlight auf der Höhe. Der Besitzer des Teehauses bleibt dort jedes Jahr 3 Monate in dieser Hütte, er erzählt von mehreren Freundinnen in verschiedenen Orten und bietet mir auch einen Schlafplatz in seiner Hütte an. Ich lehne dankend ab, nicht nur weil ich nicht auf dieser Höhe schlafen will 😉

Von dort aus führt der Abstieg nach Muktinath, einem bedeutenden Pilgerort für Hindus und Buddhisten. In Muktinath angekommen ist man zurück in der Zivilisation, es gibt richtige Hotels, es sind sehr viele Leute in den Tempeln unterwegs. Fast ein bisschen überfordernd nach den letzten Tagen des Abgeschieden seins.

Tagwache: 05.30 man will vor den starken Winden über den Pass kommen
Ich habs geschafft – Thorong La Pass 5.416 m
Kulinarische Köstlichkeiten auf über 5.000 m

Fazit

Meine Solo-Reise auf dem Annapurna Circuit war eine unvergessliche Erfahrung, die mir nicht nur körperliche Herausforderungen und atemberaubende Landschaften bescherte, sondern auch Momente der Einsamkeit, aber auch Austausch mit anderen Trekkern. Die Schönheit des Annapurna-Massivs und die kulturellen Schätze der Region haben mich tief beeindruckt und meinen Durst nach Abenteuer und Entdeckung gestillt.

Happy me!
Bisschen Kultur in Muktinath

Fragen die mich im Vorfeld beschäftigt haben:

Wo startet der Trek und wo endet er? Der offizielle Start ist in Besisahar auf 780 m und der Trek endet in Birethani auf ca. 1.070 m. Es gibt jedoch eine Jeep-/Busstraße bis nach Manang (3.530 m) und auf der anderen Seite ab Muktinath (3.790 m). Ich empfehle aber aufgrund der Akklimatisierung nicht zu weit oben zu starten und dem Körper bisschen Zeit zu geben sich an die Begebenheiten zu gewöhnen.

Wie kommt man von Pokhara nach Besisahar? Meine Unterkunft in Pokhara hat mir das Busticket nach Besisahar organisiert, kostet ca. 800 NPR, der Bus fährt täglich um 06.30 in Pokhara ab und es dauert ca. 4,5 Stunden. Es gibt auch einen Bus von Kathmandu nach Besisahar.

Wie funktioniert es mit den Jeeps in Besisahar? Wenn man den Trek nicht direkt in Besisahar starten möchte, kann man sich von dort einen Jeep nehmen und eigentlich überall aussteigen wo man will. Einfach sobald man in Besisahar mit dem Bus ankommt zum Jeep Office rüber gehen, man sollte mit bisschen Wartezeit rechnen. Sie warten immer bis ein Jeep gepackt voll ist. Jeep von Besisahar nach Synage hat 1.000 NPR gekostet.

Wie viele Leute sind am Trek unterwegs? Lt. Statistiken waren es im Jahr 2022 ca. 16.000 Trekker aus aller Welt die am ACT unterwegs waren, in den Jahren vor COVID waren es allerdings teilweise über 30.000 pro Saison.

Brauche ich einen Guide/Porter? Jein, also wenn man körperlich fit ist, sich in den Bergen auskennt und seinen eigenen Rucksack tragen kann, ist es nicht unbedingt notwendig einen Guide oder Porter zu engagieren. Die Wege sind nicht krass ausgesetzt oder schwierig. Es gibt aber mittlerweile ein neues Gesetz, dass anscheinend einen Guide verpflichtend vorschreibt, aber laut Rückmeldungen aus div. Facebook-Gruppen kann dieses Gesetz auch umgehen werden.

Wie schaut es mit Handyempfang und Internet am Trek aus? Ich habe mir in Pokhara noch extra eine NCELL SIM Karte gekauft, damit ich für den Notfall Anrufe am Trek tätigen kann, das war aber relativ nutzlos, weil ab ca. Tag 2 ich keinen Empfang mehr hatte. Es gibt prinzipiell in jedem Teehaus WLAN, aber es gibt auch Tage wo das WLAN nicht funktioniert oder nur sehr langsam. Aber ich war überrascht, dass ich doch an 85% der Tage sehr gutes Internet hatte.

Wie schaut es mit Wasserquellen aus? Es gibt offizielle Wasserstellen, wo man für ein paar Rupien gefiltertes Wasser kaufen kann. Ich hab mir noch einen kleinen Wasserfilter mitgenommen und eigentlich all das Wasser unterwegs gefiltert. In den Teehäusern habe ich immer abgekochtes Wasser getrunken, das hat super funktioniert und mir keinen (Magen-)Probleme bereitet.

Was hat dich der ganze Trek gekostet? Ich hab es überschlagsmäßig zusammengerechnet und für Übernachtung und Essen ca. 47.500 NPR bezahlt, das sind ca. 335 €. Ich war in Summe 11 Tage unterwegs und ich habe nicht wirklich Preise verhandelt oder nach gratis Übernachtungen gefragt. Also man kann sicher auch günstiger durch den Trek kommen. Eine Regel gibt es je weiter man hoch kommt, desto teurer wird die Übernachtung und das Essen. Unbedingt das ganze Geld als Bargeld mitnehmen, man kann kaum bis gar nicht mit Karte bezahlen.

Der Weg zum Tilicho Base Camp

Noch ein paar nützliche Tipps:

  • Nimm dein eigenes Klopapier mit!
  • Eine große Powerbank ist recht nützlich, es gibt Nächte wo es keinen Strom gibt.
  • Es gibt ein paar nützliche Facebook Gruppen zum Austausch: Nepal Trekking (deutsch): Tipps & Austausch zum Wandern in Nepal | Facebook (deutsch) und Annapurna Circuit Trek | Facebook (englisch)
  • Nimm wirklich nur die Dinge mit die du denkst, dass du sie brauchst und dann davon die Hälfte. Wenn du alles selber trägst, wirst du dir dankbar sein für jedes Gramm weniger.
  • Elektronische Geräte und Wasserfilter bei tiefen Temperaturen am besten im Schlafsack lagern
Zurück in der Zivilisation: Muktinath

Meine Etappen auf einem Blick:

  • Tag 1: Syange (1.200 m) nach Tal (1.700 m) – [955 hm; 12,66 km]
  • Tag 2: Tal (1.700 m) nach Timang (2.510 m) – [1.124 hm; 15,23 km]
  • Tag 3: Timang (2.510 m) nach Chame (2.710 m) – [345 hm; 8,65 km]
  • Tag 4: Chame (2.710 m) nach Upper Pisang (3.300 m) – [849 hm; 16,96 km]
  • Tag 5: Upper Pisang (3.300 m) über Ghyaru (3.730 m) nach Manang (3.540 m) – [870 hm; 20,04 km]
  • Tag 6: Akklimatisationstag in Manang (3.540 m)
  • Tag 7: Manang (3.540 m) nach Tilicho Base Camp (4.150 m) – [999 hm; 15,08 km]
  • Tag 8: Tilicho BC (4.150 m) zum Tilicho See (4.990 m) retour zum Tilicho BC (4.150 m) – [870 hm; 10,69 km]
  • Tag 9: Tilicho BC (4.150 m) nach Yak Kharka (4.050 m) – [854 hm; 17,30 km]
  • Tag 10: Yak Kharka (4.050 m) nach Thorung Phedi Base Camp (4.450 m) – [489 hm; 6,43 km]
  • Tag 11: Thorung Phedi (4.450 m) über Thorung La Pass (5.416 m) nach Muktinath (3.800 m) – [865 hm; 15,52 km]

Total: 8.220 hm und 138,56 km

Übersicht der Etappen mit Zeitangaben

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