Skitour

Skitour auf die Königsspitze 3.851m via Ostrinne

Vor drei Jahren erreiche ich an einem schönen Augusttag das Dach Südtirols – den Ortler.
Die Freude ist groß, ein langersehnter Traum geht endlich in Erfüllung. Der Blick wandert aber ganz schnell zur schönen Nachbarin des Ortlers – die Königsspitze. Für mich einer der formschönsten Berge in den Alpen. Doch nie hätte ich mir vorstellen können einmal da oben zu stehen, denn: zu weit, zu lang, zu gefährlich, zu hoch.

Get out of your comfort zone!

Das Wetter verspricht am Oster-Wochenende gutes und so beschließen wir die Königsspitze in Angriff zu nehmen. Ich weiß noch ich hatte Herzrasen und feuchte Hände während ich meine Ausrüstung zusammenpackte.
Unser Wecker klingelt um 1.00 Uhr. Nach einer schlaflosen Nacht (ich war zu nervös um zu schlafen) starten wir von Sterzing nach Sulden. Vor Aufregung spielt mein Magen verrückt – never ever had that before. Aber dann beschließe ich einfach mal loszugehen und meine Gedanken auszuknipsen – während ich die Stirnlampe anknipse. Es ist Vollmond, trotzdem noch dunkel und wir marschieren mit unseren Ski die Piste rauf. Nach ca. 600 hm biegen wir rechts ab. Schon bald sehen wir, wie Glühwürmchen, andere Skitourengeher, die entweder auch auf die Königsspitze wollen oder auf den Ortler.


Nach 1000hm stehen wir vor der berühmten Ostrinne. Wir ziehen die Steigeisen an und schnallen uns die Ski auf den Rucksack – und die werden wir noch lange tragen…nämlich bis zum Gipfel.


Der Anstieg durch die Rinne ist steil, aber die Bedingungen sind überraschend gut. Nicht zu eisig, nicht zu weich. Trotzdem habe ich Respekt, denn bei einer Neigung von 40 bis 45 Grad kann ein falscher Schritt vielleicht dein letzter sein. Ich bin konzentriert, mache einen Schritt nach dem anderen. Wir (bzw. ich haha) bewegen uns langsam, denn auch die Höhe und die Ski am Rücken machen sich spürbar. Nach ca. 1h und 45 Minuten erreichen wir die Flanke und folgen dem Normalweg bis rauf zum Gipfel.

Sprachlos!…

Ja, das bin ich am Gipfel wirklich. Nicht vor Überwältigung oder Stolz, sondern weil ich einfach am Ende bin haha. Ich sage zu meiner besseren Hälfte „sollten wir jemals Kinder kriegen, erinnere mich an diesen Tag, denn eine Geburt ist sicher nicht so schlimm!“ 🙂 10 Minuten dauert es bis ich anfange alles zu realisieren und dann kommt auch das Glücksgefühl. Nach 1.961 Höhenmeter stehe ich am zweithöchsten Berg Südtirols. Nie hätte ich mir erträumt, dass ich jemals hier oben stehen werde. Wir umarmen uns es gibt ein Gipfelbussi und dann beginnt eh schon die Abfahrt, denn es ist warm und wir wollen nichts riskieren. Während die meisten mit den Steigeisen die ersten Höhenmeter wieder absteigen, beschließen wir die Ski anzuschnallen. Und dann geht es fast 2.000 Höhenmeter abwärts. Toller Firn und sogar Pulver finden wir auf unseren Weg zurück zum Auto.

„Von nix, kimp nix!“

Manchmal muss man etwas wagen um ein Ziel zu erreichen. Man darf sich nicht überschätzen, ich würde mich nie in eine Situation begeben, die ich nicht meistern kann. Aber manchmal muss man sich entscheiden: Bleibe ich in der Komfortzone, oder wage ich mich einen Schritt nach vorne zu machen?

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