Bergtour

Auf 3.798 m zwischen Zweifel und Glücksmomenten

Der Sommer zieht vorüber und ich krieg Stress. Hab ich es doch geschafft den Sommer an mir vorbeiziehen zu lassen, ohne ein Berg-Highlight? Normalerweise verkürzen mir solche Highlights, wie zum Beispiel die Besteigung unseres Ersten 4000er, das lange und sehnsüchtige Warten auf den Winter.

Es war klar, dass ein Highlight her muss, doch bei der Tourensuche fangen die Zweifel an. „Bin ich denn heuer überhaupt fit genug? So oft war ich ja gar nicht in den Bergen? Aber es soll schon eine tolle Tour sein!“ – Ein langes Zwiegespräch verbunden mit viel Zweifel beginnt in meinem Kopf. Ich will aber nicht, dass mich die Bedenken von irgendetwas abhalten und beschließe mein Ziel: über den Stüdlgrat auf den Großglockner.

Der leichte Anstieg zur Stüdlhütte fällt mir heute besonders schwer, aber wen wundert es: die Lasten des Zweifels fallen schon ganz schön ins Gewicht. Auch meine Füße spielen mir noch einen Streich und schon hab ich nach nur 2 Stunden Bergsteigen Blasen an den Fersen.

Die Nacht ist kurz, immer und immer wieder wache ich auf. Mache mir Gedanken über den „Stau“ der uns womöglich am Stüdlgrat treffen wird. Über meine Kondition. Und über den innerlichen Stress wenn hinter mir dutzende Bergsteiger warten müssen. Tausende Szenarien schwirren durch meinen Kopf und lassen mich nur sehr schwer einschlafen.

Der Wecker läutet und ich fühle mich als hätte mich ein Bus überrollt. Die ersten Schritte in den noch dunklen Morgenstunden fallen mir schwer und nur sehr mühsam setze ich einen Schritt vor den anderen. Schon bald fällt mir auf, dass gar nicht so viele Leute hier unterwegs sind und eine große Last fällt von mir ab.

Der Vollmond leuchtet uns den Weg und meine Gedanken werden immer leiser. Immer mehr genieße ich die Umgebung, die Landschaft und die herrlichen Eindrücke.

Je weiter wir Richtung Gipfel gehen, desto mehr verschwinden die Bedenken und Zweifel, ein Hauch von Stolz stellt sich ein. Auf den letzten Metern ist das Gipfelkreuz zum Greifen nahe und ich fasse nochmal meine ganze Kraft zusammen. Mit einem breiten Lächeln stehe ich am Gipfel des Großglockners und die Glückshormone überströmen mich. Wieder einmal wird mir bewusst, dass ich alles schaffen kann.

2 Kommentare

  • Melina

    Toller Beitrag! Danke für diese Ehrlichkeit und diesen real-geteilten Moment von Dir.
    Mit solchen Zweifeln bist du nicht alleine – DOCH man kann auf sich vertrauen – sonst würde man solche Touren gar nicht in Erwägung ziehen.
    Gratuliere zum Gipfel!

    LiGrü Melina

    • peaks & rosy cheeks

      Liebe Melina,
      danke für deine lieben Worte.
      Ich hoffe wir können mit solch ehrlichen Beiträgen mehr Leute und vor allem Mädels ermutigen die Zweifel im richtigen Moment abzulegen.
      Denn wie du so schön schreibst, haben viele von uns Zweifel und diese gilt es für kurze Momente loszulassen.
      Wunderschönes Wochenende mit Gipfelerfolg wünschen wir dir.
      Liebe Grüße
      Magdalena

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert